Impuls für Sonntag, 27. Oktober 2024

Losung
Wochenspruch:
Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.
Psalm 130,4

Lehrtext
Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR ist einer.
5.Mose 6,4

Impuls für den Tag
Dieser Wochenspruch bewegt mich: Ich soll jemanden fürchten, weil er vergebend ist?! Das widerspricht aller menschlichen Logik: Ich kann jemanden fürchten, weil er streng, gar hart, oder auch unnahbar, unberechenbar oder launisch, vielleicht auch unnachgiebig ist.
Und eher mag man verächtlich auf einen herabblicken, der vergibt: Ein „Weichei“ sozusagen!
Nun geht es hier ja nicht um irgendwen, sondern um Gott, und da dämmert mir, dass es sich – wie immer bei Ihm – ganz anders verhält. Ist Gott nicht stets der ganz Andere?
Das hebräische „yârê‘ “ bedeutet auch nicht nur „Angst haben“, „sich fürchten“, sondern „Ehrfurcht, Achtung haben“. Und die erfordert es in hohem Maße, wenn da einer ist, der immer und immer wieder vergibt, d.h. mich immer wieder aufrichtet, all’ meine selbsterbauten Mauern einreißt und mich stets aufs neue beginnen lässt. Das ist eigentlich unvorstellbar, denn wie schnell haben wir „die Nase voll“ von den Zumutungen der anderen. Aber es ist sehr ernst gemeint mit diesem Anspruch, der „unmenschlich“, weil eben göttlich ist… Und weil Gott mir das zutraut, wie Jesus es im Evangelium deutlich macht, kann ich daran wachsen.

Friedemann Neef, Roßwein