Impuls für Sonntag, 5.9.2021

Losung
Lass dein Schreien und Weinen und die Tränen deiner Augen; denn deine Mühe wird belohnt werden, spricht der HERR.
Jeremia 31,16

Lehrtext
Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen?
Lukas 18,7

Impuls für den Tag

Manchmal hatten wir uns als junge Volontäre in einem israelischen Kibbuz ein wenig über die langen Arbeitszeiten geärgert, aber in der Landwirtschaft musste eben gearbeitet werden bis alles geerntet war. Zwar rechnet man als Freiwilliger nicht mit Reichtümern, die man bekommen könnte für die Arbeit, aber Hitze und Arbeitsbelastung machen doch zu schaffen, und man denkt über den Lohn der Mühen nach.

Am Ende des Jahres kam dann die Überraschung: Das Dorf als Ganzes hatte so gut gewirtschaftet, dass es von dem Gewinn eine Sonderzahlung für alle gab.

So ähnlich stelle ich es mir in der Beziehung zu Gott vor. In den Losungstexten geht es um Gerechtigkeit, die es auf das erste Hinsehen wohl nicht gibt, um Mühen, die scheinbar nicht belohnt werden. Das können gestandene Christen so empfinden. Wie oft habe ich gebetet, und Gott erhört nicht? Wie ungerecht ist es, wenn Unschuldige durch Krieg und Katastrophen sterben müssen? Warum sind meine Lebensmöglichkeiten beschränkt und anderen geht es so gut?

Das Wort Jesu aus dem Lukasevangelium weist mich aber darauf hin, dass Gebet und Flehen den langen Atem brauchen und die Geduld, die zum Glauben dazu kommen muss. Und mittendrin in diesen Sätzen das Versprechen: Am Ende kommst du zu deinem Recht, auch wenn du dieses Ende noch nicht sehen kannst.

Dekan Michael Karwounopoulos, Bad-Urach, Baden-Württemberg