Impuls für Sonntag, 29.8.2021

Losung
Der HERR spricht: Wenn du dich zu mir hältst, so will ich mich zu dir halten.
Jeremia 15,19

Lehrtext
Jesus spricht: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.
Johannes 14,23

Impuls für den Tag

Im Jahr 1527 besucht eine Kommission unter Leitung Philipp Melanchthons einige Gemeinden in Kursachsen und stellt mit großem Erschrecken fest, dass es z.T. drunter und drüber geht, keine ethische Orientierung da ist und sich im Grunde nichts geändert hat. Die Leute sagen zwar alle, dass sie jetzt wirklich an Jesus Christus zum Glauben gekommen sind, aber der Alltag ist wie bisher. Melanchthon fordert: Man darf die Leute mit der Botschaft der Gnade nicht allein lassen, man muss ihnen auch den Willen Gottes für den Alltag predigen, angefangen bei den 10 Geboten. Man darf keine billige Gnade über das Volk gießen!
Es kommt zum Streit.
Luther ist von der Entwicklung in Sachsen und dem Streit unter seinen Mitarbeitern schockiert, quält sich mit Selbstzweifeln und rudert am Ende kräftig zurück. Auch relativiert er manche seiner früheren Positionen: „Allein die Gnade genügt“ – ist zu wenig, ist nur die halbe Wahrheit.
Er schreibt den großen Katechismus und viele andere Lebenshilfen, denn mittlerweile ist ihm sonnenklar, was Jesus meint, wenn er sagt: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten.
Und dazu muss man den Menschen Hilfen geben. Sie müssen lernen, wie man sein Leben als Christ neu gestaltet, ohne in eine neue Gesetzlichkeit zu verfallen. Verbindliches Leben wird man das später nennen – im Umgang miteinander und mit anderen Menschen. Aber wie hatte schon Jesus gesagt (Joh 13,35):
Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

Renate Henke, Pfarrerin in Meißen