Impuls für Samstag, 5.6.2021

Losung
Der Herr sah ihre Not an, als er ihre Klage hörte, und gedachte um ihretwillen an seinen Bund.
Psalm 106, 44-45

Lehrtext
Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, wie er geredet hat zu unseren Vätern, Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.
Lukas 1, 54-55

Impuls für den Tag

In den Ausgrabungen der antiken Stadt Gortyn auf Kreta kann man Außergewöhnliches sehen: Auf dem zentralen Platz sind die Gesetze der Stadt in Stein an die Wand gemeißelt. Den Bewohnern waren sie damit stets vor Augen, wenn sie zusammen kamen oder Dinge auf dem Markt zu erledigen hatten. Die Stadtväter wussten: So prägen sich die Gesetze und Ordnungen am besten ein, wenn man sie immer wieder sieht.
Hier in der Losung steht auch Außergewöhnliches: Gott erinnert sich immer wieder an sein Volk, weil er sein Volk nicht aus den Augen verliert. Immer wieder scheint er erinnert zu werden oder sich erinnern zu lassen. Das ist hier sehr menschlich dargestellt. Es will sagen: Wir sind Gott immer vor Augen als seine Geschöpfe. Unsere Not ist Gott nicht gleichgültig. Gott beugt sich zu uns herab wie er es später durch Jesus getan hat, der ganz Mensch wurde.
Wer das empfinden kann, dessen Alltag wird geprägt sein vom Wissen um einen liebenden Gott. Er wird nicht die etzte Einsamkeit spüren, sondern Gott als seinen Begleiter bei sich wissen. Er wird Gott mitten im täglichen Leben begegnen auf vielfältige und unterschiedliche Weise. Gott lässt sich ja an uns und unsere Not immer wieder erinnern, so wie ein Bewohner des alten Gortyn immer daran erinnert wurde, was in der Stadt galt.

Dekan Michael Karwounopoulos/Bad Urach